Blaue Latzhose versus Corporate Fashion

Was steckt hinter der Idee der Mitarbeiterbekleidung und was soll sie bewirken?

Einen Telekom-Mitarbeiter erkennen Sie auf den ersten Blick. Woran? An magentafarbenen Halstüchern, Jacketts, Krawatten, Schuhen, Röcken und anderen Accessoires – in Magenta. Die Telekom hat diese Farbe für sich abonniert. Sie ist ihr Identifikationsmerkmal und bringt eine Konstante mit sich, die sich durch alle unternehmerischen Bereiche zieht. Die Telekom möchte ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen – zwischen Kunden und Mitarbeitern und auch innerhalb der Firma. Schon die Kleinsten bekommen auf Stadtfesten einen magentafarbenen Luftballon in die Hand gedrückt – es sind die Kunden von morgen. Repräsentation und Identifikation beginnen im eigenen Unternehmen – mit einer Bekleidung, die eine Verbindung zwischen allen Bereichen herstellt. Das gelingt nicht nur durch Farben, sondern auch durch Design und Schnitte und durch gestickte Logos, Applikationen und Prints. Wir werfen einen Blick auf die Frage: Was ist Corporate Fashion, was kann sie und wer sollte sie tragen?

Corporate Fashion – ein Blick zurück

Der US-amerikanische Industriedesigner Raymond Fernand Loewy hinterließ Spuren, die bis heute sichtbar sind. Er entwarf das berühmte Logo für Lucky Strike und auch die Shell Muschel. Der Titel seiner Autobiografie lautete „Never leave well enough alone“ – Gib dich nie mit „Es wird schon reichen“ zufrieden. Ins Deutsche wurde dieser Titel etwas provokanter mit „Hässlichkeit verkauft sich nicht“ übersetzt. Loewy war es, der 1950 einem Warenhausbesitzer vorschlug, seine Mitarbeiter einheitlich zu kleiden, damit sie gegenüber ihren Kunden repräsentativ auftreten können. Zu dieser Zeit entdeckten auch schon die Lufthansa und Shell, welche Vorteile es hat, wenn die eigenen Mitarbeiter spezielle Kleidung tragen. 1972 wurden alle 20.000 Mitarbeiter der Olympiade in einheitliche Kleidung gesteckt, die der Designer André Courrèges entwarf. Die Idee hinter der Corporate Fashion blickt also schon auf einige Jahrzehnte zurück.

Arbeitskleidung und Berufsbekleidung sind nicht dasselbe

Es gibt prinzipiell drei Möglichkeiten, wie sich Mitarbeiter für ihren Arbeitsalltag kleiden können:

  • Zivilkleidung

    Gibt es keine konkreten Kleidervorschriften am Arbeitsplatz, tragen die Mitarbeiter ihre private Kleidung. Oft gibt es dafür Richtlinien, dass beispielsweise weiße Blusen oder schwarze Hosen getragen werden sollen. Die Mitarbeiter sind aber innerhalb dieses Rahmens vollkommen frei in der Auswahl ihrer täglichen Mitarbeiterbekleidung.

  • Arbeitskleidung / Schutzkleidung

    Arbeitskleidung kann beispielsweise der Blaumann sein, der zusammen mit den Sicherheitsschuhen auf der Baustelle getragen wird. Die Arbeitskleidung dient dem Schutz. Sie wird getragen, um die Zivilbekleidung nicht zu beschmutzen oder als Sicherheitskleidung, um sich vor Gefahren am Arbeitsplatz zu schützen.

  • Mitarbeiterbekleidung

    Mitarbeiterbekleidung oder Berufsbekleidung wird von den Mitarbeitern eines Unternehmens getragen, um als solche erkennbar zu sein. Auf den Bahnhöfen erkennen Sie die Angestellten der Deutschen Bahn auf den ersten Blick anhand der jüngst von Guido Maria Kretschmer entwickelten Corporate Fashion. Auch im Telekom-Laden oder in vielen Modegeschäften werden die Mitarbeiter mit einheitlicher Bekleidung ausgestattet. Sie macht die Mitarbeiter als Ansprechpartner für die Kunden erkennbar und schafft auch für die Mitarbeiter selbst ein Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Firma

Corporate Fashion – wie kann Mitarbeiterbekleidung den Zeitgeschmack überdauern?

Der Begriff Fashion suggeriert, dass es sich um einen angesagten Modetrend handelt. Trends kommen und gehen. Unternehmen, die sich für ihre Zwecke Mitarbeiterbekleidung designen lassen wollen, möchten allerdings zeitlose Mode gestalten, die auch im nächsten und übernächsten Jahr getragen werden kann. Wie kann das zusammenpassen?

Das Beispiel der Telekom: Repräsentation und Identifikation in zeitloser Mode

Es gibt auch in der Mode Trends, die sich nicht jedes Jahr verändern, sondern sich oft jahrelang halten. Niemand kennt diese Tendenzen besser als die Modeschöpfer. Die Telekom ist ein herausragendes Beispiel für die intelligente Gestaltung einer Corporate Fashion. Die Kleidung für die Mitarbeiter wurde zusammen mit dem Designer Guido Maria Kretschmer entwickelt. Die Mode selbst ist oft sehr schlicht und dezent in dunklen Grautönen gehalten. Das magentafarbene Identifikationsmerkmal wird nur sehr dezent, aber trotzdem gut sichtbar eingesetzt, beispielsweise als gesticktes Logo am Kragen oder als Emblem auf der Fleece-Jacke. Viele Telekom-Mitarbeiter sieht man auch privat in dieser Kleidung, weil sie schick ist, nicht zu auffällig und sie gerne ihre Zugehörigkeit zu dieser Firma zeigen. Sie sind stolz darauf, bei der Telekom zu arbeiten. Die Telekom ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut Mode das Corporate Design einer Firma abbilden kann und wie hervorragend eine Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Designer und Unternehmen gelingt.

Das Beispiel der Post: Repräsentation, aber keine Identifikation

Nicht ganz so gelungen ist aus den unterschiedlichen Blickwinkeln heraus die Mitarbeiterbekleidung der Deutschen Post. 2015 wurde die Kollektion überarbeitet. Für alle Mitarbeiter wurde ein Katalog herausgebracht mit gelabelter Berufsbekleidung. Die Deutsche Post hat für jeden Mitarbeiter ein Punktekonto eingerichtet – je nach Punktestand kann aus diesem Katalog die passende Kleidung ausgewählt werden. Das Angebot ist sehr umfangreich – es besteht aus Poloshirts, lang- und kurzärmeligen Blusen, Tank Tops und wetterfester Bekleidung sowie Accessoires. Allerdings zeichnet sich ein wesentlicher Nachteil ab: Das auffällige Gelb ist über die gesamte Kollektion hinweg sehr vordergründig. Das Postgelb mit dem Posthorn ist derart plakativ, dass wohl kaum ein Mitarbeiter es in seiner Freizeit tragen würde. Dieser Effekt kann mit der Corporate Fashion der Post also leider nicht erzielt werden.

Corporate Fashion kann Barrieren innerhalb des Unternehmens einreißen

Barrieren gibt es nicht nur zwischen Kunden und Mitarbeitern, sondern auch innerhalb eines Unternehmens. Mitarbeiter, die am Fließband stehen fühlen sich oft nicht gleichgesetzt mit den Büroangestellten derselben Firma. Die Firma Opel zeigt, wie diese Barrieren verkleinert werden können. Der erste Chef von General Motors brachte die Idee mit aus Australien – sie wird bis heute in dem Konzern gelebt. Alle Mitarbeiter vom Manager bis zum Bandarbeiter tragen die gleiche Bekleidungskollektion. Das schafft auch über die Bereichsgrenzen innerhalb eines Unternehmens hinweg ein Teamgefühl.

Berufsbekleidung im 21. Jahrhundert: Das muss sie können

Anhand der genannten Beispiele sind wir bereits auf wichtige Aspekte eingegangen, was Berufsbekleidung heute können muss. Im Folgenden haben wir diese und weitere Aspekte noch einmal kompakt in einer Liste zusammengetragen:

  • Corporate Fashion sollte über Jahre hinweg modern sein,
  • Sie muss funktional und bequem sein
  • Mitarbeiterbekleidung braucht spezifische Details der Berufsgruppe
(z.B. Tasche für das Handy bei Außendienstmitarbeitern)
  • Berufsbekleidung soll motivieren durch Identifikation
  • Sie sollte individuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen
(z.B. Einbindung von privater Kleidung/Accessoires ist möglich)
  • Die Berufsbekleidung hat eine Imagewirkung nach innen und außen
  • Gute Corporate Fashion strahlt Kompetenz aus

Die Entwicklung von Corporate Fashion ist ein komplexer Prozess, in den viele Beteiligte eingebunden werden müssen. An dem Entwicklungsprozess sind Designer, Bekleidungshersteller, Mitarbeiter, Marketing- und Vertriebsabteilungen und nicht zuletzt vor allem Unternehmen beteiligt, die sich auf die abschließende Veredelung der Corporate Fashion spezialisiert haben. Ist dies gelungen, dann profitieren Firmen nachhaltig von der Innen- und Außenwirkung ihrer Corporate Fashion.